Anmerkung
Wenn es die Prüfer zulassen, empfiehlt es sich, bei einem Fallbeispiel 1 Minute Zeit zu erbitten, um sich einen roten Faden aufzuschreiben. (Aufgrund der kurzen Zeit möglichst nur Abkürzungen verwenden, andernfalls Struktur auswendig lernen)
Strukturiertes Vorgehen bei Fallbeispiel (allgemein):
SOSP(F) abklären:
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Substanzen
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Organisch
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Suizid
-
Psychosen
- **(F)**remdgefährdung
ZVANG abklären
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Zeit (Seit wann?)
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Vor (Vorerkrankungen)
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Auslöser (Traumatisches Erlebnis, Schicksalsschlag, Unfall etc.)
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Notfall (Bewusstsein/Orientierung)
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Gegenteil (Evtl. gab es eine manische Phase in der Vergangenheit...)
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und zusätzlich Merkhilfen für PPB und Anamnese
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Symptome finden und in Fachbegriffe übersetzen
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Differentialdiagnose: breit denken und sich nicht zu früh auf eine Diagnose festlegen (vor allem die Nachbarn in den F-Kategorien ausschließen bzw. begründen)
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Verdachtsdiagnose
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Therapie
Zusätzliche Tipps:
Habe eine Struktur im Kopf und gehe diese durch. Du kannst auch die Prüfer fragen, ob du z.B. genaue Fragen nach dem PPB durchgehen solltest. Wenn Dir für den Fall noch etwas fehlt, erfrage es bei den Prüfern und warum Du fragst – z.B. bei Verdacht auf Depression, die jeweiligen Elementarfunktionen abfragen.
Erzähle es Dir beim Üben selbst immer wieder laut. Wenn Du an eine Störung denkst und sie aussprichst, dann fragen die Prüfer gerne hier weiter nach. Eine Struktur im Kopf zu haben und mit dieser das öfters im Rollenspiel mit Lernpartnern zu üben, hilft Dir, damit Du sicher im Umgang mit den wichtigen Fragen bist und nichts vergisst.
Suizidalität
Um Suizidalität abzuklären, bieten sich folgende Fragen an:
Anhand des Pöldinger Fragenkatalogs
- Fragen zu Suizidalität (Haben Sie in letzter Zeit daran denken müssen, sich das Leben zu nehmen? Häufig?)
- Zwangsgedanken (Wie oft sind diese Gedanken da? Drängen sie sich auf?)
- Vorbereitung (Wie würden Sie es tun?)
- Ankündigung (Haben Sie mit jemandem darüber gesprochen?)
- Aggressionshemmung (Haben Sie gegen jemanden Aggressionen, die Sie unterdrücken müssen?)
- Einengung (Interessen und Kontakte, die eingeschränkter sind als früher?)
- Weitere: Suizid in der Vergangenheit? Aussichtslosigkeit? Wohnsituation? Religion? Soziales Umfeld?)
Stadien nach Pöldinger
- Erwägung => Suizid als mögliche Problemlösung
- Ambivalenz => Kampf zwischen selbst erhaltenden und selbstzerstörerischen Kräften, sucht Kontakt = Hilferuf!
- Entschluss => Ruhe vor dem Sturm - konkrete Vorbereitungshandlungen
Präsuizidales Syndrom nach Ringel
- Zunehmende Einengung: Aussichtslosigkeit, Ohnmacht, Sackgasse, Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit, Rückzug, keinen Lebenssinn mehr, Isolation, Wertewelt verändert
- Aggressionsstau: Aggressionsumkehr - Wendung gegen die eigene Person
- Suizidphantasien: zunächst gewollt, später drängen sie sich auf
Folgende Aspekte der Symptomatik weisen auf eine emotional-instabile Persönlichkeitsstörung vom Impulsiven Typus hin:
- denkt, dass er jemandem etwas antun könnte oder sich selbst, wenn er wütend wird (= rücksichtslose, gewalttätige Impulse)
- alles regt ihn auf (= Impulsive Stimmungsschwankungen / explosiv)
- oft hat er sich nicht mehr unter Kontrolle (= Mangelhafte Selbstkontrolle, Konsequenzen egal)
- Freunde hat er keine
- mit der Arbeit ist es auch langfristig nie stabil gewesen (= Hunger nach neuen Reizen)
- Ansonsten ist er gesund und hatte auch in der Vergangenheit keine körperlichen Probleme (= Ausschluss organische Ursache)
2. Emotional-instabile Persönlichkeitsstörung:
Symptome Impulsiver Typus:
- Rücksichtslose, gewalttätige Impulse
- Impulsive Stimmungsschwankungen
- Mangelhafte Selbstkontrolle
- Streitereien/ Konflikte, vor allem bei Kritik
- explosiv, Konsequenzen egal
- Hunger nach neuen Reizen
Differenzialdiagnosen:
dissoziale Persönlichkeitsstörung
- Missachtung sozialer Verpflichtungen
- herzloses Unbeteiligtsein an Gefühlen für andere
- verstößt gegen herrschende soziale Normen
- trotz Bestrafung, nicht änderungsfähig
- geringe Frustrationstoleranz
- niedrige Schwelle für aggressives, auch gewalttätiges Verhalten
- Neigung, andere zu beschuldigen
- rationalisiert Fehlverhalten
Borderline Persönlichkeitsstörung zusätzlich:
- Störungen des Selbstbildes / der eigenen Identität
- Unsicherheit über Ziele und innerer Präferenzen
- ein chronisches Gefühl von Leere
- intensive, aber unbeständige Beziehungen
- eine Neigung zu selbstdestruktivem Verhalten mit parasuizidalen Handlungen und Suizidversuchen
ADHS (Hyperkinetische Störung im Erwachsendnalter)
- Impulsivität
- Hyperaktivität (ziellos), - Konzentrationsstörungen
- Störung der psychosozialen Anpassung, Zappelphilipp
- Probleme treten in verschiedenen Lebensbereichen auf
- bei Jugendlichen: impulsiv, eigensinnig, dissozial
- In Folge meist weitere Störungen (häufige Komorbidität: Abhängigkeiten)
- äußert sich in verschiedenen Lebensbereichen
- Erwachsene: häufiger Arbeitsplatzwechsel, wenig Kontinuität, Sprunghaftigkeit
Differenzialdiagnose / Komorbidität Alkoholabhängigkeit überprüfen:
Symptome Abhängigkeitssyndrom (AZTEKE)
- Anhaltender Substanzkonsum trotz eindeutiger schädlicher Folgen
- Zwang bzw. Starker Wunsch des Substanzkonsums (Craving)
- Toleranzentwicklung
- Entzugssyndrom
- Kontrollverlust
- Einengung sozialer Kontakte und des Freizeitverhaltens zugunsten des Substanzkonsums
3 von 6 Symptomen müssen für Diagnose entweder einen Monat lang gleichzeitig - oder über einen kürzeren Zeitraum innerhalb von 12 Monaten mehrfach auftreten