Bereite Dich gut auf diese Frage vor.
Wichtig ist Dein Auftreten, Deine praktischen Erfahrungen in Beratungen/Therapie, Praktikas, Ausbildungen/Fortbildungen etc.
Als Vorgeschichte ist alles relevant, das auf Erfahrung mit psychisch Kranken hinweist und Dein “Warum”.
Erwähne, dass Du eine Praxis eröffnen möchtest und welches Verfahren Du einsetzen bzw. mit welcher Zielgruppe Du arbeiten willst.
"18-jähriger junger Mann, der aus eigenem Antrieb zu mir in die Praxis kommt. Er hat seit 1,5 Jahren viele Fragen und braucht Antworten.
Seine Mutter hat ihn motiviert, zu mir zu kommen. Die Mutter ist selbst in therapeutischer Behandlung.
Er hat das Gefühl, er sei nicht glücklich. Worte findet er dafür sehr schwer.
Es gab eine Phase, in der er glücklich gewesen sei, da war er auch im Verein und war viel mit Freunden draußen.
Nach Corona habe er wenig Interesse an allem gehabt. Er hinterfragt viel, grübelt viel und seine Gedanken kreisen ständig. Er hat sich sozial sehr zurückgezogen.
Zur Schule geht er, die ist ok. Auch sein Appetit ist ok.
Er hinterfragt die Sinnhaftigkeit des Lebens und hat auch keine Zukunftsvision.
Mit seinem kleinen Bruder und den Eltern lebt er zusammen.
Sein Vater ist seit ca. 1,5 Jahren an Prostatakrebs erkrankt. Er versucht, die Krankheit seines Vaters auszublenden und möchte nicht darüber nachdenken. Er sagt, die Ärzte kümmern sich schon darum. Nun möchte er von mir Unterstützung."
Anmerkung
Strukturiertes Vorgehen bei Fallbeispiel:
Wenn es die Prüfer zulassen, empfiehlt es sich bei einem Fallbeispiel 1 Minute Zeit zu erbitten, um sich einen roten Faden aufzuschreiben. (Aufgrund der kurzen Zeit möglichst nur Abkürzungen verwenden, andernfalls Struktur auswendig lernen)
Strukturiertes Vorgehen bei Fallbeispiel (allgemein):
Gegenteil (Evtl. gab es eine Manische Phase in der Vergangenheit...)
und zusätzlich Merkhilfen für PPB und Anamnese
Symptome finden und in Fachbegriffe übersetzen
Differentialdiagnose: breit denken und sich nicht zu früh auf eine Diagnose festlegen (vor allem die Nachbarn in den F-Kategorien ausschließen bzw. begründen)
Verdachtsdiagnose
Therapie
Zusätzliche Tipps:
Habe eine Struktur im Kopf und gehe diese durch. Du kannst auch die Prüfer fragen, ob du z.B. genaue Fragen nach dem PPB durchgehen solltest. Wenn Dir für den Fall noch etwas fehlt, erfrage es bei den Prüfern und warum Du fragst – z.B. bei Verdacht auf Depression, die jeweiligen Elementarfunktionen abfragen.
Bei Fallbeispielen bereite Dich vor, übe Rollenspiele mit Lernpartnern, wechsle zwischendrin in die Metaebene und denke laut nach.
Erzähle es Dir beim Üben selbst immer wieder laut. Wenn Du an eine Störung denkst und sie aussprichst, dann fragen die Prüfer gerne hier weiter nach. Eine Struktur im Kopf zu haben und mit dieser das öfters im Rollenspiel mit Lernpartnern zu üben, hilft Dir, damit Du sicher im Umgang mit den wichtigen Fragen bist und nichts vergisst.
Um die Struktur einzuhalten, wollte ich zuerst die Gefahren abklären.
Ich habe am Anfang aufgrund der auffallenden depressiven Symptomatik die Suizidalität abgeklärt. Kurz Ringel und Pöldinger erwähnt.
Latent: engmaschige Termine, Antisuizidvertrag, Krisenintervention weiter ausbauen (z.B. Notfallkontakt)
Akut: bei Gefahr im Verzug zuerst zur freiwilligen Selbsteinweisung motivieren, Patient kann sich nicht distanzieren und lässt sich zur Selbsteinweisung motivieren -> Unterbringung
Anhand des Pöldinger Fragenkatalogs
Fragen zu Suizidalität (Haben Sie in letzter Zeit daran denken müssen, sich das Leben zu nehmen? Häufig?)
Zwangsgedanken (Wie oft sind diese Gedanken da? Drängen sie sich auf?)
Vorbereitung (Wie würden Sie es tun?)
Ankündigung (Haben Sie mit jemandem darüber gesprochen?)
Aggressionshemmung (Haben Sie gegen jemanden Aggressionen, die Sie unterdrücken müssen?)
Einengung (Interessen und Kontakte, die eingeschränkter sind als früher?)
Weitere: Suizid in der Vergangenheit? Aussichtslosigkeit? Wohnsituation? Religion? Soziales Umfeld?)
Stadien nach Pöldinger
Erwägung => Suizid als mögliche Problemlösung
Ambivalenz => Kampf zwischen selbst erhaltenden und selbstzerstörerischen Kräften, sucht Kontakt = Hilferuf!
Entschluss => Ruhe vor dem Sturm - konkrete Vorbereitungshandlungen
Präsuizidales Syndrom nach Ringel
Zunehmende Einengung: Aussichtslosigkeit, Ohnmacht, Sackgasse, Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit, Rückzug, keinen Lebenssinn mehr, Isolation, Wertewelt verändert
Aggressionsstau: Aggressionsumkehr - Wendung gegen die eigene Person
Suizidphantasien: zunächst gewollt, später drängen sie sich auf
F1: Ich würde eine ausführliche Suchtanamnese machen. Schädlichen Gebrauch und Abhängigkeitssyndrom abklären, da er sich ja eventuell aufgrund der niedergedrückten Stimmung selbst therapieren könnte, mit Drogen, Alkohol oder Medikamenten. Vielleicht mit Cannabis?
Amotivationalen Verhalten, rote Augen … eventuell würde ich es, wenn er vor mir sitzt, erkennen.
Anmerkung
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F3: Aufgrund der auffälligen depressiven Symptomatik bin ich hier tiefer eingestiegen. Habe kurz die Hauptsymptome der depressiven Episode aufgezählt. Vom Zeitkriterium passt es allerdings nicht.
Vielleicht eine Dysthymia? Kurz erklärt, was hier die Symptomatik und das Zeitkriterium sind.
Eventuell gab es schon mal eine Phase, in der der Antrieb gesteigert war? Da denke ich dann an eine Manie (Kriterien), dann an eine bipolare Störung oder Zyklothymia.
Anmerkung
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Aufgrund des vielen Grübelns, Gedankenkreisens um die Zukunft?
Sind eventuell andere Ängste vorhanden?
Soziale Phobie?
Gab es einen (akuten) Auslöser? Passt nicht vom Zeitkriterium, da er die gedrückte Stimmung schon länger hat, also keine akute Belastungsreaktion.
Anpassungsstörung? Passt auch nicht, eventuell Anpassungsstörung mit längerer depressiver Reaktion? Müsste ich weiter explorieren. - Der Vater ist schwer erkrankt, das könnte ein Grund sein. PTBS? Eher sehr unwahrscheinlich.
Anmerkung
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Kurz PTBS erklärt.
Habe weiter laut gedacht. Somatoforme Störungen? Müsste ich explorieren, ob er körperliche Symptome hat; im Fallbeispiel wird nichts erwähnt.
Anmerkung
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F5: Kurz erwähnt, dass ich nach dem Essverhalten fragen würde, ob da was auffällig sei, wenn er vor mir sitzt.
Es war ein ziemlicher zeitlicher Druck zu spüren. Sie wollten überhaupt nicht, dass ich detailliert irgendwelche Störungen beschreibe.
Anmerkung
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Dann sagten sie, dass die Diagnose die Dysthymia aufgrund
der längeren depressiven Symptomatik sei und wie ich jetzt therapeutisch vorgehe.
Prüfling
Ich sagte dann, ok, die Verdachtsdiagnose ist die Dysthymia.
⇾ Ich wurde dann darauf hingewiesen, dass dies die Diagnose sei und keine Verdachtsdiagnose.
Therapeutisches Vorgehen:
Nach fundierter Anamnese und PPB/ Auftragsklärung und Sorgfaltspflicht würde ich mit der Psychoedukation beginnen.
Ich erwähnte, dass ich ja systemisch ausgebildet bin und nicht verhaltenstherapeutisch. Aufgrund der depressiven Symptomatik würde ich an der Tages-/Wochenstruktur arbeiten. Raus aus dem sozialen Rückzug, an die frische Luft gehen. Psychohygiene. Essen/Schlafen/Rhythmus usw. und kleinschrittig mit ihm positive Dinge erarbeiten. Was tut ihm gut? Freunde? Ressourcen erfragen und am Selbstwert arbeiten.
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Ich habe dann ein paar Sachen erzählt, u.a. eine Impacttechnik zum Selbstwert erklärt.
Ich habe einige Sachen vorgeschlagen. U.a. Grübel-Stopp, ein Sorgentagebuch zu etablieren; die aufgeschriebenen Sorgen werden dann in der Therapie (nach)besprochen.
Glaubenssätze erarbeiten und mithilfe dem Sokratische Dialog hinterfragen/überprüfen.
Ich würde mit ihm mit Seilen arbeiten.
Anmerkung
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Wie genau würden sie mit ihm mit den Seilen arbeiten?
Prüfling
Ich habe dann die Timelinearbeit beschrieben. Hier könnte ich mit ihm zum Beispiel an einer positiven Zukunftsvision arbeiten. Ressourcen erfragen und herausarbeiten, die er schon vor Corona zur Verfügung hatte. Eventuell auch mit der Wunderfrage arbeiten. Genogrammarbeit, Aufstellungen (Dynamiken innerhalb der Familie sichtbar machen).
Ich finde es auch wichtig, auf den Umgang mit der Erkrankung seines Vaters zu schauen. Aktuell scheint er ja eher zu vermeiden; diesbezüglich könnten unbewusst Ängste/Verlustängste vorhanden sein.
Insofern sei es wichtig, mit ihm seine Emotionen (Angst, Wut etc.) zu explorieren und mit ihm einen Umgang mit seinen Emotionen zu erarbeiten.
Ich hatte Skills erwähnt. Ich sagte dann, eventuell könne er, wenn er z.B. Wut spüre, sich so mit einem Gummiband oder Ingwerkaugummis raus aus dieser Emotion holen und somit seine Anspannung reduzieren, wenn vorhanden.
(Das empfanden sie als etwas Seltsam.)
Anmerkung
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dass der Affekt doch eher flach sei.
Wieso dann Skills, aber gut.
Prüfling
Ich erwähnte noch, da ich ja systemisch arbeite, dass es auch sinnvoll sein könnte, die Familie einzubeziehen und gemeinsam auf den Umgang innerhalb des Familiensystems mit der Krebserkrankung des Vaters zu schauen?
Wieso?
Da die Mutter ja auch in Therapie sei und der Vater sehr krank, könnte es ja durchaus sein, dass es den Eltern gar nicht so bewusst ist, dass der Sohn so stark belastet sei. Eventuell ist es hilfreich, um ein besseres Verständnis füreinander zu bekommen und die Sichtweisen der anderen kennenzulernen.
Dann ist mir noch Entspannung eingefallen. PMR zum Beispiel oder autogenes Training.
Anmerkung
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