Fallbeispiel: Einer 34-jährige Büroangestellten geht es seit acht Wochen schlecht, sie ist sehr traurig, wacht nachts weinend auf und kann oft von 2-4 Uhr nicht schlafen. Sie ist deshalb oft unkonzentriert und kann kann sich Dinge nicht mehr so gut merken. Die Arbeit fällt Ihr schwer. Sie hat keine Appetit und auch Gewicht verloren. Manchmal fängt ihr Herz an zu rasen. Sie strengt alles an. Das kenne sie alles gar nicht, früher hat sie gerne etwas mit Ihren Freunden unternommen. Sie wünscht sich einen Partner und hätte auch gerne ein Kind. Sie hat auch schon mehrfach daran gedacht, ihr Leben zu beenden, den Gedanken dann aber wieder verworfen. Ihre Mutter und Großmutter hatten auch solche Zeiten, wären aber nie in Behandlung gewesen. Pathologischer Befund: Verdachtsdiagnose?
Prüfling
Schwere depressive Episode mit Suizidgedanken
DD: Gab es schon mal solche Phasen in ihrem Leben? (Rezidivierende Depression) Oder kennt sie Zeiten, in denen sie sehr euphorisch/gereizt ist und wenig Schlaf braucht? (Bipolar) Grundstimmung der letzten 2 Jahre? (Double Depression?) Schilddrüsenerkrankungen, vor allem Hyperthyreose/Hashimoto? Nebennierenerkrankungen? Frontalhirnsyndrom? Fragen nach Medikamenten-Einnahme- Schmerzmittel, Betablocker, Rheuma-Mittel, Pille, ...?
Gab es einen Auslöser der mit der Traurigkeit in Zusammenhang stehen kann? Ausschluss Anpassungsstörung, PTBS. Ausschluss Panikattacke oder somatoforme Störung. Appetit/Gewichtsverlust hinterfragen: Essstörung mit begleitender depressiver Symptomatik ausschließen.
Anmerkung
Für die Diagnose einer schweren Depression müssten weitere Symptome bestätigt werden. Alle Haupt- und Nebensymptome der Depression, die noch nicht erwähnt wurden erfragen. Auch somatisches Syndrom abklären.
Die Kommentare sind ohne Gewähr auf Vollständigkeit oder Korrektheit.
04.05.2019 12:39
| Rosi
Organisch? (von 2 bis 4 Uhr nicht schlafen, abklären lassen) => F06.3 organische affektive Störung
psychotische Episoden in der Vorgeschichte? => F31 bipolare affektive Störung oder F33.0 rezidivierende depressive Stötung
mind. 2 Wochen voll ausgeprägtes Syndrom (F 34.1 Dysthymia und F43.2 Anpassungsstörungen entfallen, da jeweils leichtere Symptome)
keine schizophrenen Symptome => F25 schizoaffektive Störung entfällt
erste Verdachtsdiagnose:
f 32.2 schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome
Hauptsysmtome: (Antriebsminderung, Interessenverlust, depressive Stimmung, Lernwort AIDS)
Nebensymptome: Schlafstörungen, Appetit-/Gewichtsverlust, Konzentrationsstörungen/Unentschlossenheit, Suizidgedanken, Verlust des Selbstvertrauens, psychomotorische Hemmung/Agitiertheit
ab 4 (mind. 2 1-2)=leicht, ab 6 (mind. 2 3-4) mittelschwer, ab 8 (3 - 5) schwer
)
Prüfer
Was machen Sie mit der Frau?
Prüfling
Ich erkläre der Frau, dass es in ihrer Familie vermutlich eine genetische Disposition zur Entgleisung des Hirnstoffwechsels gibt, dass das bei ihr gerade akut ist, dass sie dringend Medikamente zur Regulation braucht und der richtige Ansprechpartner hier ein Psychiater ist. Abklären der akuten Suizidalität: Wie geht es Ihnen heute? Sind die Gedanken da, schwächer, stärker?
Anmerkung
Hoffnung machen, Heilbarkeit ansprechen, wegen Psychopharmaka an Facharzt verweisen
Gestern wäre die Frau beinah vor die S-Bahn gesprungen, sie weiß selbst nicht, was sie zurückgehalten hat.
Prüfling
Dann versuche ich die Frau zu einer Selbsteinweisung zu motivieren, mit der Aussicht, dass beim Eintreten der Wirksamkeit der Medikamente eine Besserung Ihrer Symptome auftritt.
Anmerkung
Hier dem Hinweis auf akute Suizidalität unbedingt folgen.
Die Kommentare sind ohne Gewähr auf Vollständigkeit oder Korrektheit.
05.11.2020 11:30
| bla
Verdachtsdiagnose: Aufgrund der Dauer und der Symptome käme am ehesten eine mittelschwere depressive Episode mit somatischem Syndrom in Frage. Für eine depressive Erkrankung spricht auch die familiäre Häufung. Aufgrund der aktuellen Lebenssituation (unerfüllter Beziehungs- und Kinderwunsch) könnte auch eine Anpassungsstörung vorliegen, auch dazu würde die Dauer noch passen und auch, dass es ihr früher besser ging.
Was machen?
Abklärung der Suizidalität - nachfragen, wie präsent und konkret die Suizidgedanken sind, ob es bereits Versuche gegeben hat, ob aktuell Suizidwunsch besteht, und davon abhängig ggf. reagieren.
F0 und F1 abklären: Wurden bereits medizinische Untersuchungen gemacht? Ggf. Befunde erfragen, aktuellen oder zurückliegenden Substanzgebrauch herausfinden
Psychopathologische Anamnese z.B. durch Interview, Fragebogen
je nach meinen therapeutischen Kenntnissen und Erfahrungen stützende Gespräche in der Krisenzeit und ggf. Therapie anbieten bzw. empfehlen, eine/n geeignete/n Therapeuten/in aufzusuchen.
Mit der Zusatzinformation über den "gestrigen" Suizidimpuls würde ich noch einmal genau nachfragen, um das aktuelle Suizidrisiko herauszufinden, und entsprechend dem Risiko handeln, z.B. einen Pakt schließen, dass sie sich bis zu unserem nächsten Termin nichts antut. Es könnte auch auf die Ressourcen der Patientin eingegangen werden, mit dem Ziel, diese bewusst zu machen und zu stärken (Was hat Sie davon abgehalten, vor die S-Bahn zu springen?). Bei hoher Gefährdung wie Antwort oben (Motivation zur Selbsteinweisung). Sollte sich eine akute Selbstgefährdung zeigen, dann notfalls Einweisung gegen den Willen der Patientin.
)
Prüfer
Sie will nach Hause, ihre Sachen holen und dann in die Klinik...
Prüfling
Ich erkläre ihr, dass ich sie nicht so gehen lassen kann und, dass ich den Notarzt rufe, der sie in die Klinik bringt.
Anmerkung
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Die Polizei verständigt das Amtsgericht über die Einweisung. Die Frau wird in der Aufnahmestation vom Facharzt untersucht, der erstellt einen ärztlichen Befund. Der Richter kommt spätestens bis 12:00 Uhr des Folgetages in die Klinik, hört die Frau und den Facharzt an und fällt unter Einbezug des ärztlichen Befundes ein Urteil über eine Unterbringung bis zu sechs Wochen.
Anmerkung
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