Ein 49-jähriger Beamter, der vor vier Jahren seinen ältesten Sohn durch einen Arbeitsunfall verloren habe, ist seit drei Jahren aufgrund des Verlustes arbeitsunfähig und bei mir in Therapie. Der Arbeitgeber habe ihn bereits zweimal begutachten lassen, wobei der Gutachter jedesmal die Arbeitsfähigkeit des Patienten bestätigt hatte. Der Patient konterkarierte dies durch weitere Arbeitsuntersuchungen von seinem behandelnden Hausarzt, was beim Arbeitgeber erhebliche Unstimmigkeiten und Probleme auslöste. Dieser Patient schrieb mir heute Nacht eine Mail, indem er sich für die Begleitung und meine Therapie bedanke. Er und seine Frau und sein weiterer Sohn hätten nun beschlossen, dem Leben ein Ende zu setzten. Am Morgen lese ich diese Mail.
Wie gehen Sie hier vor?
Prüfling
Ich versuche, den Mann sofort zu erreichen, falls er mit mir sprechen will (Hinweis auf Entschlussstadium nach Pöldinger - falls er überhaupt zugänglich sei) und überzeuge ihn, sich in fachärztliche Therapie zu begeben mit der Frage, ob er bereits medikamentös eingestellt sei.
Antwort keine Medis, Suizidalität zuvor nie ein Thema in der Therapie, keine Zugänglichkeit - kein Kontakt möglich.
Also Gefahr in Verzug durch Eigengefährdung und eventuell erweiterten Suizid. Ich rufe also das Ordnungsamt an und berichte über die Situation und schiebe Psych KG an. Kurz erläutert, wie Psych KG abläuft.
Anmerkung
Achtung in der ersten Antwort des Prüflings wurde nicht angemessen auf die Gefahr eingegangen ("falls er mit mir sprechen will") - Gleich selbst alle möglichen Reaktionsweisen anbringen, weil es hier um akute Gefahr geht.
Sozialpsyhiatrischen Dienst - wenn nicht erreichbar: Polizei oder Feuerwehr informieren!
Der Amtsarzt fährt selber hin, stellt fest: Keine Gefahr, kein Psych KG, der Patient und die Familie halten dicht zusammen, die Mail wäre gestern etwas zu hart geschrieben gewesen, sie haben nun vor, den AG zu verklagen und die Ungerechtigkeiten an die Öffentlichkeit weiterzutragen. - Was tun Sie jetzt?
Prüfling
Ich rufe Patient an und frage ihn nach seinen weiteren Plänen, und überzeuge ihn, sich in stationäre Behandlung zu begeben, auch in Anbetracht des ihm noch vorbestehenden Weges der juristischen Klärung (Gefühlschaos auf und ab, Ärger, lange Zeit bis zu Klärung etc.) , da ich es für wichtig erachte, dass er nun eine gute intensive fachärztliche Versorgung und eventuell Medikamente erhält. Zu möglichen Medikamenten Antidepressiva kurz Wirkprofil, UAW und Nutzen erklärt.
Anmerkung
Der Pat. muss zum Arzt und gründlich untersucht werden. Wenn ich eine organische Störung ausschließen kann, muss ich fragen, ob er psychotrope Substanzen einnimmt (nächtliche Mail und am nächsten Tag wird alles zurückgenommen). Weitere Möglichkeiten, weil der Familienzusammenhalt hier eine Rolle spielt: Herausfinden, ob es sich um einen induzierten Wahn handelt, indem ich auch mit der Ehefrau getrennt spreche. Des Weiteren wäre sekundärer Krankheitsgewinn denkbar: Durch die Arbeitsunfähigkeit muss der Patient nicht arbeiten und ist finanziell trotz allem abgesichert. Auch das sollte ich herausfinden. Es könnte sich auch um eine PTBS beim Pat. handeln: Unter welchen Umständen genau ist der Sohn ums Leben gekommen? Hat der Pat. Flashbacks oder weitere Symptome? Danach frage ich.
Mutter kommt mit 9-jährigem Sohn in meine Praxis. Der Junge sei leistungsschwach und habe wenig Appetit seit einem halbem Jahr. Die Lehrerin hätte sie auch schon kontaktiert, da sie sich Gedanken über den Leistungsabfall machen würde. Er habe einen blauen Fleck am Unterschenkel. Sie habe ihn gefragt, ob er sich prügele, was er verneinte, worauf sie behauptet hätte, dass er lügen würde. Die Mutter berichtet, sie seien vor einem halbem Jahr von Köln nach Borken gezogen, da ihr Mann beruflich versetzt worden sei. Der Junge habe keine Freunde und gehe nicht mehr draussen spielen, wolle nur noch Fernsehen. Sie habe den Schulpsychologen noch nicht benachrichtigt.
Wie gehen Sie in diesem Fall vor?
Prüfling
Ich habe die Symptome benannt und die Vermutung einer Anpassungsstörung geäussert und den zeitlichen Beginn dieser abgefragt. Und erkläre der Mutter, dass es organisch eine Ursache für die Symptome geben könnte. Also schicke ich den Jungen zum Kinderarzt und Psychiater, hier kommt er ohne Befund zurück.
Anmerkung
Kein organischer Befund, daher zunächst abklären, ob der Junge akut suizidal ist: Die Mutter bitten, alleine mit dem Jungen sprechen zu dürfen und ihn danach fragen. Wenn nicht akut suizidal, herausfinden, was noch den Leistungsabfall erkären könnte: Eine Rechenschwäche oder Lese-Rechtschreib-Schwäche? Wenn keine Entwicklungsstörungen vorliegen, finde ich heraus, ob es sich vielleicht um eine beginnende Persönlichkeitsstörung handelt. Wegen blauer Flecken sicherheitshalber nach möglichen Missbrauch oder Mobbing fragen.
Eine Mutter bringt ihre zwölf Jahre alte Tochter mit in die Praxis, die unzufrieden mit ihrer Nase ist und diese gerne operieren lassen möchte. Ich berate Patientin und Mutter und beide gehen glücklich nach Hause. Nach drei Monaten erscheint die Mutter mit ihrer Tochter erneut in meiner Praxis, die Tochter hat sich in der Zwischenzeit die Nase operieren lassen und ist total glücklich mit ihrer neuen Nase. Was machen Sie? Wie gehen Sie hier therapeutisch vor?
Prüfling
Hier kam ich leicht ins Schwitzen durch die Ablenkung auf das therapeutische Vorgehen. Der Amtsarzt wies mich darauf hin, meiner Intuition zu folgen. Ich empfinde das als unfassbar, dies sei Körperverletzung ohne Einwilligung der Erziehungsberechtigten, mit dem Ersparten der zwölfjährigen Patienten einfach eine OP durchzuführen und werde somit bei der Polizei dies als Körperverletzung anzeigen.
Anmerkung
Um zu mehr als 3 Fragen Anmerkungen sehen zu können, musst Du Dich registrieren und ein Premiumpaket buchen.
Kennst Du bereits alle Feinheiten des Prüfungstrainers? Wie holst Du das Meiste für Dich aus diesem
Tool heraus? Was kannst Du tun, um noch effektiver und tiefgründiger zu lernen?
Was wünschst Du Dir von unserem Online-Prüfungstrainer? Fehlt Dir etwas? Schreib uns Deine Idee. Wir geben unser Bestes, um Deine Wünsche Wirklichkeit werden zu lassen.
Möchtest Du mit Deinem Prüfungsprotokoll auch andere Prüflinge unterstützen? Dann reiche hier Dein Prüfungsprotokoll später ein. Bitte frage auch Deine Freunde und Bekannten.