Die Amtsärztin fing gleich an: Was sagt Ihnen das Wort Körperschemastörung und nennen Sie mir die zwei damit in Verbindung stehenden Krankheiten
Prüfling
Anorexia Nervosa und Bulimia Nervosa
Anmerkung
Richtig, sowohl die Anorexia nervosa als auch die Bulimia nervosa zeigen eine Körperschemastörung. Der Unterschied ist, dass die Körperschemastörung bei der Anorexia stärker ausgeprägt ist. Übrigens beschreibt die ICD-10 das Wort Körperschemastörung bei diesen beiden Krankheiten mit Selbstwahrnehmung als "zu fett" und ergänzt dann bei der Anorexia nervosa das dabei meist ein viel zu niedriges Mindestgewicht angesetzt wird.
… also alles aufgezählt, Magersucht, zwei Arten – einmal rigides Hunger oder mit Sport und Abführmittel, ab 35 kg lebensgefährlich, junge Mädchen, Auslöser z.B. Mutter-Tochterbeziehung mit Sticheleien, oder auch genetisch – mir ist familiäre Häufung bekannt. Finden sich zu dick, ziehen sich oft so an, dass es nicht gleich auffällt. Haben keine Krankheitseinsicht, durch Gewichtsabbau vegetative Entgleisungen, Einweisung ins Krankenhaus, Zwangsernährung über Magensonde, keine Krankheitseinsicht
Anmerkung
ICD-10 Kriterien sind auch immer sehr wichtig. Also, selbst herbeigeführter Gewichtsverlust, Körperschemastörung, der BMI unter 17,5 bzw. Gewichtsverlust von über 15 %, die Amenorrhoe.
Kaliummangel, Kalziummangel, Osteoporose, kaputte Zähne, Elektrolythaushalt, Lanugobehaarung gegen Kälte
Anmerkung
Hier fehlt die Lebensgefahr und auch wieder die Amenorrhoe. Und bei Männern ist dann auch der Libido- und Potenzverlust ein Thema, der ja auch eine körperliche Auswirkung ist.
Wenn der Prüfer so eine Frage stellt wie "was noch?" dann habt ihr was wichtiges vergessen. In dem Fall war es ziemlich sicher die Amenorrhoe, die ihr nicht aufgezählt habt bei den körperlichen Auswirkungen.
da kam ich dann doch ins Schleudern – 3 Stufen? Ja, die erste haben Sie ja schon genannt … ah, als erste Maßnahme Zwangsernähung, Stabilisierung durch Nahrungsaufnahme … dann riet ich weiter … Psychologische Begleitung zum neuen Erlernen zu Essen, Denkweise über Essen korrigieren, führen eines Esstagebuchs, später Gruppentherapie … War wohl nicht ganz, was sie hören wollte, aber reichte dann doch. Fügte dann noch an, dass es sich meistens um disziplinierte und leistungsbezogene Frauen handelt.
Anmerkung
Es gibt drei Stufen beim Fremdkontrollprogramm, das regelt wie die Patienten essen dürfen. (Solche Programme werden eingesetzt, wenn die Gewichtszunahme ausbleibt oder zu gering ausfällt.) Die Differenz zum Zielgewicht wird gedrittelt, jede Phase hat also das Ziel, ein Drittel des Weges zum Zielgewicht zu erreichen. Je höher die Phasen, desto mehr Eigenkontrolle/Freiheit wird den Patienten gewährt.
z.B.
Phase 1: Essen wird portioniert, tägliches Wiegen, keine Telefonate/Besuche, keine freie Bewegung
Phase 2: Essen unter Supervision, Wiegen 3x pro Woche, Besuche am Wochenende, freie Bewegung innerhalb Klinik, Ausgang nach Absprache
Phase 3: Essen im Speiseraum, Wiegen 2x pro Woche, freie Bewegung innerhalb und außerhalb der Klinik
Da kam ich kurz ins Stolpern … Laxanzien, Diuretika – uff, Bogen gekriegt.
Anmerkung
Ja, die Bulimiker versuchen auch mehrere Wege um das zunehmen zu verhindern, also Abführmittel, auch Hungerperioden und auch Appetitzügler werden verwendet.
kaputte Zähne, ähnliche körperliche Erscheinungen wie bei Anorexie
Anmerkung
Wenn das Wort "Gefahr" fällt müsst ihr immer hellhörig werden weil da geht's um Lebensgefahr und das kann euch die Prüfung kosten. Also Gefahr natürlich Suizidalität, plötzlicher Herztod und auch Erkrankungen der Speiseröhre, die sehr gefährlich werden können. Kaliummangel => Herzrhythmusstörung => kann tödlich sein.
oh, natürlich Suizdidalität. Dadurch, dass die
Betroffenen wissen, wie und was passiert, kann es zum Suizid kommen
Anmerkung
Ja hier wieder die Frage was noch? Das heißt überlegt euch was sind wesentliche Gefahren der Bulimie die ihr nicht erwähnt habt? Der Prüfer gibt euch noch mal eine Chance, ist eigentlich sehr nett von ihm.
Weiter mit der Beisitzerin: Suizidalität – was machen Sie, wenn jemand suizidal ist ?
Prüfling
Ansprechen, schauen, wo derjenige ist, in welchem Stadium
Anmerkung
Bei Suizidälität ist es besonders wichtig gut zu explorieren. Viele reagieren zu schnell in der Prüfung mit Einweisung oder irgendwelchen Maßnahmen. Erst muss man genau explorieren um festzustellen an welcher Stufe der Betroffene steht. Also ist der akut suizidal, muss er eingewiesen werden oder reicht eine freiwillige Einweisung, reicht ein non-Suizid-Bündnis? Dafür müssen wir alle Risikofaktoren abklären, abklären alle Punkte von Ringel, alle Punkte von Pöldinger, dass wir richtig sicher sind wie akut ist die Suizidalität. Da reichen nicht zwei bis drei Fragen. Das sind viele Fragen.
Krisenintervention und ich frage …. Die ganzen Standardfragen halt.
Anmerkung
Fragt immer direkt und konkret nach dem Suizid. Fragt nicht "geht's dir besonders schlecht?" oder "ist es besonders schlimm?" sondern frag "denkst du daran dich umzubringen? Willst du dich umbringen?"
Okay, reicht bis hierher – und jetzt sagt Ihr Patient, er geht freiwillig ins Krankenhaus. Lassen Sie ihn einfach so gehen und glauben ihm ?
Prüfling
Nein, ich rufe den Krankenwagen.
Anmerkung
Bei der Freiwilligen Einweisung ist wichtig, dass der Weg dorthin begleitet ist. Sofern die Suizidalität akut ist müssen wir das unterstützen und es reicht jetzt nicht wenn wir den ins Auto packen mit dem losfahren, das ist es sehr gefährlich, weil er kann uns ja ins Lenkrad greifen oder so. Das heißt am allerbesten ist ihr ruft in der Klinik selbst an oder ihr habt irgendwie eine professionelle Maßnahme, sozialpsychiatrischer Dienst oder sonst wer, wie es eben bei euch in der Region ist, die sich da kümmert dass das professionell passiert und da keine Gefahr entsteht.
Ringel und Pöldinger sind richtig gute Hilfen zur Abklärung von der Suizidalität. Vergesst nicht dass Ringel das präsuizidale Syndrom beschreibt. Also der beschreibt unterschiedliche Symptome und keine unterschiedlichen Phasen und Pöldinger beschreibt sehr wohl Phasen. Also Pöldinger beschreibt den zeitlichen Ablauf und Ringel beschreibt die Symptomatik.
Suchen Sie sich einen aus, den Sie erläutern wollen, Sie haben die Auswahl.
Prüfling
dann nehme ich mal Pöldinger - alles nach Lehrbuch erzählt, war okay
Anmerkung
Also die Phasen nach Pöldinger sollten allen klar sein. Das ist die Erwägungs-Phase, wo das noch erstmal ganz unspezifisch erwogen wird Suizid zu begehen. Das ist die Ambivalenzphase muss es in beide Richtungen Tendenzen gibt und eben typisch sind diese ersten Hilferufe. Und dann die Entschluss-Phase, die sogenannte Ruhe vor dem Sturm, wo plötzlich eine Erleichterung da ist und wo die Gefahr aber am größten ist das der sich wirklich suizidiert.
Ja natürlich auch suchtkranke Menschen mit einer langen Sinnlosigkeit im Leben wie Arbeitslose. Dann natürlich Menschen in Helferberufen, also zum Beispiel Heilpraktiker für Psychotherapie.
Alte, Einsame, Gemobbte, Verarmte, wer schon mal Suizid versucht hat –
wer halt in einer außergewöhnlichen Situation steht und nicht mehr weiter weiß
Anmerkung
Also auch auch hier wieder: eine Nachfrage ist ein Hinweis dafür, dass ihr noch nicht erschöpfend die Frage beantwortet habt. Übt das, dass ihr Krankheiten wirklich kompakt sinnvoll beantwortet und nicht noch zu viel offen lasst.
Was fällt Ihnen zu Depressionen ein, wo gibt es die?
Prüfling
Die sind vielfältig, fangen bei F0 organisch an und ziehen sich als Begleiterscheinungen bei etlichem bis zu den Kindern durch. Die Hauptkategorie ist F3 Affektive Störungen. Habe dann depressive Episode erklärt, die verschiedenen Stufen, psychotische Elemente, bipolar,
Zyklothymia, Dysthymia. Dysthymia ist ja die leichtere Art der depressiven Episode über Jahre hinweg, kann aber auch zu einer depressiven Episode führen und wenn es gleichzeitig stattfindet nennen die Amis das Double Depression.
Anmerkung
Bei der Depression ist auch immer wichtig die wichtigsten Symptome zu erwähnen, also die gedrückte Stimmung, die Antriebsstörung, Interesse und Freudlosigkeit als Hauptsymptome, dass man das gleich mal so ein bisschen beschrieben hat. Und ganz allgemein kann man sagen: die Stimmung ist eben belastet, also nach unten hin Richtung Niedergeschlagenheit.
Nein, auf keinen Fall. Das gehört in die Hand eine Facharztes mit entsprechender Medikation und Verhaltenstherapie.
Anmerkung
Primär werden Antidepressiva eingesetzt. Möglicherweise sogar Phasenprophylaktika und eventuell auch Sedativa für die Akutmedikation. Ich darf als HPP maximal begleitend tätig sein.
Was sind akute Belastungsreaktionen? Wie sind die zeitlich zu deuten und was könnte zu einer führen?
Prüfling
Alles nach ICD-10 erzählt….
Anmerkung
Akute Belastungsreaktionen treten innerhalb einer Stunde nach dem Ereignis auf und gehen über Stunden bis Tage und zeigen sich durch unterschiedliche Symptome wie z.b. Rückzug, eine Stumpfheit, also eine Einengung der Aufmerksamkeit, desorientiert, auch zum Teil aggressiv hoffnungslos verzweifelt, aber auch ebenso Abwesenheit.
Anpassungsstörungen möchten Sie später behandeln. Was wissen Sie darüber?
Prüfling
Zeitliche Kriterien nach ICD-10 erzählt. Es sind Störungen nach einem einschneidenden Lebensereignis, kann zu depressiven Stimmung führen.
Anmerkung
Anpassungsstörungen treten innerhalb von einem Monat nach einem Ereignis auf und gehen zeitlich bis zum halben Jahr. Wenn Sie depressiv sind sogar bis zu zwei Jahre und zeigen sich typischerweise durch depressive Symptomatik, Angstsymptomatik oder soziale Störungen. Die ICD-10 formuliert es so, es kommen Symptome aus der F3 aus der F4 und aus der F91, aber jeweils nicht genug oder nicht stark genug um ein Störungsbild aus einer dieser Kategorien zu diagnostizieren.
Habe Beispiele aufgezählt, z.B. nicht weiter wissen nach Rente, Scheidung, Todesfall verhaften in Trauer, etc. (Organverlust habe ich vergessen)
Anmerkung
Die auslösenden Ereignisse sind meistens Dinge die jedem in seinem Leben passieren, also z.b. Veränderungen durch Scheidung, durch Arbeitsplatzverlust, durch Tod eines Angehörigen und können aber auch sowas wie Hochzeit oder positive Ereignisse sein, wo sich das Leben aber verändert und der Mensch sich nicht anpassen kann.
ist eine emotionale Verstrickung, bedingt durch die Ursache und die Menschen können sich nicht mehr daraus lösen
Anmerkung
Es wird vor allem nachgefragt, wenn Sie einen wesentlichen Punkt vergessen haben. Wenn so eine Nachfrage eines Prüfers kommt, dann reflektieren Sie, ob Sie
alle lebensbedrohlichen Aspekte erwähnt haben (SOS - Suizidalität, Organische Ursachen/Gefahren, Substanzen als Ursache/Gefahr)
alle wichtigen Kriterien nach ICD-10 erwähnt haben
wichtige differentialdiagnostische Aspekte außer Acht gelassen haben
körperliche Symptome, wie z.B. Bauschmerzen, Diarrhoe aus Nervosität
Anmerkung
Die vielen Nachfragen hier machen deutlich, wie wichtig es ist bei der Beschreibung von Krankheitsbildern systematisch vorzugehen, um keine wichtigen Punkte zu vergessen. Erschaffe Dir selbst eine klare Struktur, die alle wichtigen Punkte beinhaltet, die Du für alle Krankheiten einsetzen kannst.
Die fallen zurück in eine frühere Entwicklungsstufe und fangen z.B. wieder an mit Einnässen, Einkoten … sekundäre Enuresis und Enkopresis.
Anmerkung
Kinder regredieren typischerweise, das heißt Dinge, die sie bereits erlernt haben, können sie dann nicht mehr und gehen sozusagen in frühere Entwicklungsstufen zurück.
Kurze Fallgeschichte: Eine 35-jährige Frau traut sich nicht aus dem Haus, geht nicht mal zum Doktor, hatte dabei schon Schwächeanfälle . Was ist hier eine kurze Verdachtsdiagnose?
Prüfling
Kurze VD wäre Agoraphobie, evtl. Angst vor großen Plätzen und Menschenmengen, Schwächeanfall musste geklärt werden, ob es evtl eine Panikattake war.
Anmerkung
Als wichtigstes natürlich körperliche Abklärung. Schwächeanfälle, das kann alles mögliche sein. Muss auf jeden Fall körperlich ausgeschlossen sein. Es müssen auch die Einnahme von Substanzen wie Alkohol, Drogen und Medikamenten ausgeschlossen sein weil das ist ganz existentiell abzuklären. Dann kann man natürlich von einer Angststörung ausgehen. Das heißt du musst differenzieren warum traut sie sich nicht aus dem Haus, sind es Panikattacken, ist es eine generalisierte Angststörung oder ist es eine konkrete Phobie wie z.b. eine Agoraphobie oder eine Angst vor Spinnen und deswegen geht die Frau nicht aus dem Haus.
Was könnte es noch sein, sie geht nicht mal Gassi mit dem Hund.
Prüfling
Das könnte vieles sein, Angst – müßte man genauer explorieren…. Stand echt auf dem Schlauch.
Anmerkung
Es wird vor allem nachgefragt, wenn Sie einen wesentlichen Punkt vergessen haben. Wenn so eine Nachfrage eines Prüfers kommt, dann reflektieren Sie, ob Sie
alle lebensbedrohlichen Aspekte erwähnt haben (SOS - Suizidalität, Organische Ursachen/Gefahren, Substanzen als Ursache/Gefahr)
alle wichtigen Kriterien nach ICD-10 erwähnt haben
wichtige differentialdiagnostische Aspekte außer Acht gelassen haben
Doch schon, aber kurze Verdachtsdiagnose heißt für mich wirklich nur kurz. Sonst hätten Sie jetzt die ganze Reihenfolge von mir zu hören bekommen … Suizid, Organisch, endogen (Substanzen hatte ich vergessen) … und erst wenn dann nichts raus kommt, kann mir überlegen, was die Damen haben könnte. Außerdem ist mir nach dem absolvierten Praktikum klar, wie wichtig eine enge Zusammenarbeit mit dem Hausarzt bzw. Facharzt ist. Habe dann noch zwei Sätze zum Praktikum gesagt und konnte dann nach ca. 35 Minuten raus gehen.
Anmerkung
Es ist immer nur klar was wir ausgesprochen haben. Die Prüfer können nur das wissen was wir auch sagen. Auch wenn es für uns selbstverständlich ist müssen wir es in der Prüfung aussprechen. Vergesst das nicht.
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