Pünktlich um 13:00 ging es los, ich wurde von der Amtsärztin (ich vermute sie war die Amtsärztin) hereingebeten, bereits
drinnen saßen die Beisitzerin (?) und ein älterer Herr. Alle drei stellten sich vor, jedoch keiner nannte in welcher Funktion
er vertreten war...
Nachdem ich jetzt einige Wochen unter Dauerstrom stand, incl. neu entwickeltem Dauertremor, war ich überrascht
darüber, dass ich plötzlich relativ gelassen war (also habt alle Vertrauen falls es Euch auch so geht)
Anmerkung
Die Vorbereitung auf den Stress bzw. die Prüfungsangst ist ein wichtiger Aspekt, den Sie nicht unterschätzen sollten. Arbeiten Sie mit Entspannungsmethoden, analysieren Sie woher die Angst bzw. der Druck kommt und nutzen Sie alle Möglichkeiten, die Ihnen gegeben sind.
Fallbeispiel:
Ein ca. 30 Jahre junger Mann erscheint in Ihrer Praxis.
Er gibt selbst an, er sei polytoxikomanisch. Er zählt einige Substanzen auf - darunter Medikamente, Alkohol,
Cannabis und alles, an was er herankäme.
Wie gehen Sie in diesem Fall vor?
Prüfling
Antworten hier zusammengefasst:
Hinweis, dass ich hier nur edukativ vorgehe, ihn in allen Bereichen aufkläre über Wechselwirkungen, Lebensgefahr durch drohendes Delir, bei Benzodiazepinen und Alkohol, sowie einem Rebound, und ihm empfehle, sich über einen Psychiater in eine spezielle Klinik mit der entsprechenden Sucht-und Entgiftungsstation einweisen zu lassen, auch über die Dauer kläre ich auf.
Ich rate ihm, schnell zu handeln.
Zuletzt weise ich darauf hin, dass ich ihn nach erfolgreicher Entwöhnung gerne psychotherapeutisch begleiten kann.
Anmerkung
Wichtig ist in dem Fall auch, die Suizidalität abzuklären und eventuelle körperliche Symptome, die aufgrund seiner Polytoxikomanie entstanden sein könnten. Weiter ist die entscheidende Frage, ob der junge Mann motiviert ist, seine Sucht zu therapieren. HPP dürfen in der Motivationsphase tätig sein.
Beisitzerin nickt, fragt dann noch:
Was ist, wenn er sich weigert?
Prüfling
Antwort: Es ist seine Entscheidung, kein Indiz für eine Einweisung gegen seinen Willen. Die Beisitzerin bedankte sich und gab an die Ärztin weiter. ...ich war froh, erster Schritt lief gut ;)
Anmerkung
Fremdgefährdung und Eigengefährdung müssen in diesem Fall von HPP abgeklärt werden. Sie sind die Kriterien für eine Einweisung. Eine Pflicht zur Therapie bei psychischen Erkrankungen gibt es nicht.
Insgesamt folgten jetzt dreißig Minuten höchster Konzentration. Sie forderte enorm viel, wir gelangten über den Befund zu einigen Krankheitsbildern, letztendlich sogar zu Therapieverfahren. Hier in Stichworten die erwarteten und gelieferten Antworten, ich verzichte jetzt auf die jeweilige Erklärung: Äußeres Erscheinungsbild und Auftreten während der Untersuchungssituation / innere und äußere Anamnese - schon hier weise ich darauf hin, dass ich anhand der Erfassung von Daten wie Name, Anschrift, Datum und Ortsangabe einen Eindruck über die Orientierung erhalte, ebenso die Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und die momentane Grundstimmung - Bewusstsein, qualitativ-quantitativ (hier keine Fragen). Gedächtnis, Merkfähigkeitsstörungen, Ultrakurzzeit-/Immediatgedächtnis, Vorkommen, Konfabulationen, wie sie zustande kommen und bei welcher Erkrankung, Korsakow kurz erwähnt. Ich-Erleben, Definition und Überleitung zur Psychose, diese wieder definiert im Vergleich zur Neurose, weiter zur Schizophrenie, daraus weiter zur Formalen Denkstörung, Inkohärentem Denken, Konkretismus mit Erklärung, weiter zur Ideenflucht, hin zur Manie, Depression, Bipolaren Störung, Affektivität, wie Affektverflachung, Affektlabilität, Affektstarre, Parathymie.
Anmerkung
Üben Sie den psychopathologischen Befund aus dem Kopf heraus komplett durchzuführen. Welche Elementarfunktionen kennen Sie?
Welche Störungen können in diesen Bereichen auftreten und wie fragen Sie danach? Auf welche Krankheitsbilder weisen diese Störungen hin?
Sie können sich die neun Elementarfunktionen auch in Untergruppen zusammenfassen, um sie sich leichter zu merken z.B.
organische Bereiche: Bewusstsein, Orientierung, Aufmerksamkeit und Gedächtnis
psychotische Bereiche: Denken, Ich-Erleben, Wahrnehmung
bei allen Krankheiten: Affektivität, Antrieb und Psychomotorik
Sonderfall: Intelligenz
Dann wollte sie wissen, wie ich eine depressive Stimmung erkenne....
Prüfling
Hier stockte ich dann total - irgendwie bemerkte ich, dass es schon ziemlich viel und lange war. Ich bemerkte dann, dass sie sehr freundlich schaute, hmmm sie war wohl zufrieden....und dann kam eine Brücke für mich: sie machte eine schwingende Handbewegung und ich wußte sofort: die Schwingungsfähigkeit ;) - Dann bemerkte ich noch, dass ich noch Ängste und Zwänge erfrage
Anmerkung
Interesse- und Freudlosigkeit, Antriebslosigkeit, Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit, Gefühllosigkeit und Ängste können weitere Hinweise auf eine depressive Stimmung sein
ICD 10 unter F4 und im Triadischen System, welches uns zukünftigen HPPs sehr hilft, unter Psychogen ;) Uuuuh ich dachte ich wäre jetzt fertig.
Anmerkung
Die Kategorisierung nach der ICD-10 wird häufig gefragt, es ist gut sich in der ICD-10 auszukennen und die Diagnose-Kriterien nach der ICD-10 zu lernen.
Dann fragte A: Welche Art von Phobien und Ängsten fällt Ihnen denn ein?
Prüfling
Und weiter ging es... alles aufgezählt - Angststörungen, Generalisierte Angststörungen, Panikstörungen und deren Dauer mit Überleitung zu den verschiedenen Phobien, Klaustrophobie, Agoraphobie und soziale Phobie, Therapieform hier Verhaltenstherapie.
Anmerkung
Die generalisierte Angststörung (diffuse Ängste, Sorgen) muss mindestens sechs Monate vorliegen.
Bei Panikstörungen treten unvorhergesehene Panikattacken auf.
Phobien sind objekt- bzw. situationsbezogene Ängste: Klaustrophobie - Angst vor engen Räumen, Agoraphobie - Angst vor weiten Plätzen, Menschenansammlungen, Reisen... soziale Phobie - Angst im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen.
Nein noch immer nicht fertig...sie fragt: Wie therapieren Sie eine Angststörung?
Prüfling
So langsam war ich k.o. ...Ich war kurz davor, zu kapitulieren, da fiel mir doch ganz von selbst die Mikro- oder Makroanalyse ein. Juhuuu ich sagte anhand des SORKC -Modells.
Anmerkung
Bei Phobien ist vor allem die Systematische Desensibilisierung relevant, bei den Panikstörungen und der Generalisierten Angststörung wird vor allem kognitive Verhaltenstherapie eingesetzt.
Sie freute sich und wollte nur noch wissen, für was das O steht und bemerkte selbst „was für ein unschönes Wort“ das denn sei ;) Sie bedankte sich sehr, war gelockert, ganz anders als am Anfang.
Anmerkung
"S (Stimulus) bezeichnet eine äußere oder innere Reizsituation. Der Stimulus erfasst die das Verhalten auslösenden Bedingungen (In welcher Situation tritt das Verhalten auf?).
O (Organismusvariable) bezeichnet die individuellen biologischen und lerngeschichtlichen Ausgangsbedingungen bzw. Charakteristika der Person auf den Stimulus.
R (Reaktion bzw. Verhalten) bezeichnet die Reaktion auf den Stimulus nach der Verarbeitung durch den Organismus auf kognitiver, motorischer, vegetativer und affektiver Ebene.
K (Kontingenz) bezeichnet die Regelmäßigkeit des Auftretens der Konsequenz nach der Reaktion.
C (Konsequenz) bezieht sich auf das Einsetzen einer Verstärkung oder Bestrafung als Folge eines Verhaltens (Was folgt auf das Verhalten?)."
So, nun sagt der Herr sicher "Das wars"! Von wegen...Er fing jetzt auch noch an, allerdings saß er auch deutlich entspannter als anfangs, ich hab das alles erst später registriert, in dem Moment der Prüfung fand ich mich sehr angespannt...ich hatte nur noch Sorge, dass jetzt die Frage kommt, die ich nicht beantworten kann....
H: Das Betreuungsgesetz, was wissen Sie darüber?
Prüfling
...hier hatte ich meinen Fehler in der schriftlichen Prüfung und ich hab dieses Gesetz bis ins Detail rauf und runter gelernt, jaaa ich erzählte ihm vom Ersatz der Entmündigung, wann es erlassen wurde und dem Einwilligungsvorbehalt, sogar den Aufgabenkreisen, die ein Betreuer haben kann....
Anmerkung
Die Gesetze sind in der mündlichen Überprüfung absolut wichtig und werden regelmäßig abgefragt. Hier führen oft schon kleine Lücken zu großen Problemen, weil die Gesetze entscheidend wichtig sind. Das Betreuungsgesetz regelt, wenn jemand seine Alltag aufgrund einer Erkrankung teilweise oder ganz nicht mehr bewältigen kann.
Das Betreuungsgesetzt wurde zum 01.01.23 umfassend reformiert! Die Neuheiten sollten in der Prüfung bekannt sein (Wille der zu Betreuten steht noch mehr im Vordergrund - Qualifikation der Betreuer - Ehegattennotvertretungsrecht).
Fertig?!
Nein, jetzt wollt er noch das bayrische Zwangseinweisungsgesetz, das Unterbringungsgesetz erklärt haben...
Prüfling
Auch gut, hatte ich 'nen Tag zuvor mit meinem „best-study-friend“ bearbeitet ;)
Anmerkung
Alles, was mit Suizidalität zu tun hat, ist natürlich besonders prüfungsrelevant. Unterbringungsgesetz regelt die Unterbringung gegen den eigenen Willen, also keine freiwillige Einweisung. Grundlagen sind Fremdgefährdung, Eigengefährdung oder Gefährdung der öffentlichen Sicherheit, die nicht mit geringeren Mitteln abgewandt werden kann.
Seit dem 1.1. 2019 gilt allerdings für die Unterbringung in Bayern das BayPsychKHG.
Er konnte nicht aufhören, die Krisenintervention sollte auch noch dran kommen, da schwächelte ich dann am vorletzten
Punkt, der wurde mir dann wohlwollend in den Mund gelegt.
Einweisung abklären (Exploration, ob Non-Suizid-Bündnis oder freiwillige Einweisung möglich)
Anmerkung: Wenn Sie grundsätzlich ein gutes Wissen zeigen und keine wesentlichen Punkte vergessen, werden die Prüfer nicht jede Lücke bestrafen, sondern in manchen Situationen auch helfen.
Jetzt war's für mich fast nicht zu glauben - Ich sollte kurz raus gehen :)
Prüfling
Draußen war die nächste Kandidatin völlig nervös - wir hatten 50 min verbraucht .... und schwupp, keine zwei Minuten später hatte ich die Freudentränen in den Augen!!!
Anmerkung
50 Minuten ist eher eine längere Prüfung, aber durchaus noch im Rahmen.
Weitere Minuten folgten mit persönlichem Gespräch, sehr herzlich, und es wurde mir gesagt, sie freuen sich, mir heute diese Erlaubnis erteilen zu dürfen!
Prüfling
Ein unglaublich bewegender, festlicher Augenblick - erst heute, zwei Tage später, realisiere ich erst, was für eine anspruchsvolle, wunderbare Prüfung ich hatte ;) :)
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